00:00:05 Jennifer Withelm: Hallo aus München! Mein Name ist Jennifer Withelm, ich bin Learning & Development Berater aus München und die Macherin des Blogs „Lernen in geil“. Messebauer möchte ich momentan beruflich nicht sein. Da verändert sich ja so dermaßen viel paar Sekunden. Da werden die Messen zugesagt, sie werden wieder abgesagt, sie müssen ins Netz verlegt werden. Natürlich hat es auch die Learntec getroffen, und umso mehr freue ich mich darüber, dass der Projektleiter der Learntec sich heute Zeit für mich genommen hat, Herr Naumann, schön, dass wir heute sprechen können. Wie haben Sie denn Ihren Job in den vergangenen Monaten und Wochen erlebt?
00:00:41 René Naumann Learntec: Die Corona Krise hat uns alle sehr getroffen, und ich glaube auch uns als Veranstalter, aber natürlich auch die ganze Peripherie, die dahintersteckt, Messebauer, Caterer etc., die eine sehr, sehr schwere Zeit auch jetzt noch vor sich haben. Dadurch, dass jetzt in nächster Zeit relativ wenige Messen stattfinden werden können mit der Learntec, die im Februar stattfinden sollte, haben wir natürlich auch, sage ich mal, viele, viele Eventualitäten und Szenarien durchexerziert in den letzten Wochen und Monaten, und man kann eigentlich sagen, wir navigieren auf Sicht im Nebel. Das heißt ja, es ist für für eine Planung, die man weit im Voraus tätigen muss, dch sehr, sehr schwierig, sich auf viele Eventualitäten immer wieder neu einzulassen. Es kommt gefühlt jede Woche eine neue Verordnung oder neue Restriktionen. Ich persönlich mache jetzt seit über 20 Jahren Messe und bin jetzt seit zehn Jahren für die Learntec verantwortlich. Aber in diesem Jahr haben wir wirklich kein Stein auf dem anderen gelassen. Man muss ja wirklich jedes Bisschen, jede Prozesskette nochmal schauen. Ist denn da nicht irgendwas noch, was man jetzt beachten muss, was vielleicht jetzt anders ist? Wir haben jetzt ein sehr, sehr gutes Setting gefunden und uns da eingegroovt in die Spontanität und diese agile Arbeitsweise, die man dann doch an den Tag legen muss, und sind sehr gut gerüstet für die kommende Veranstaltung im nächsten Jahr.
00:02:53 Jennifer Withelm: Ich hoffe auch sehr stark für sie, dass die im Sommer jetzt stattfinden kann. Von 22. bis 24. Juni ist die jetzt angesetzt. Was ist denn, Stand heute, Ihr zentrales Learning, wenn Sie auf die vergangenen Wochen und Monate zurückblicken, als Messe Profi? Welchen Tipp haben Sie an die Kollegen?
00:03:10 René Naumann Learntec: Das Planen in Szenarien, fand ich, war ein sehr wichtiger Part. Man hat natürlich viele Annahmen, und ich sag mal, aktuell sehr, sehr viele Ungereimtheiten. In der Vergangenheit wusste man, es kommen ungefähr 15000 Besucher zu Learntec, und wir haben dann sogar 1000 Konferenzteilnehmer und irgendwas um die 400 Aussteller. Man weiß es dieses Jahr nicht. Das sind alles Unwegbarkeiten, die man nicht so 100 Prozent planen kann. Planen in Szenarien ist wichtig, dass man verschiedene Szenarien hat zu den Gegebenheiten, die gegebenenfalls eintreffen könnten, und dann halt eben nicht alles neu erfinden zu müssen, sondern wirklich fertige Konzepte oder zu 90 Prozent fertige Konzepte aus der Tasche ziehen kann. Also das wäre Punkt eins, Punkt zwei wäre, Rückmeldung einzuholen. Natürlich hören wir da auf unsere Aussteller. Wir haben auch einen Messebeirat, der aus einem Querschnitt aus Ausstellern, aber auch Partnern, Verbänden besteht. Dort holen wir uns auch entsprechend die Rückmeldung mit ein, um einfach auch zu sehen, ob man dann auch wirklich den Bedarfen entsprechend in den Planungen gerecht werden kann. Punkt drei, und ich glaube, dass ist eben auch das wichtigste, wirklich kein Stein auf dem anderen zu lassen, überall nochmal reflektieren, und man muss sich vielleicht nicht neu erfinden, aber zumindest alles nochmal genau durchleuchten. Bei der Aufplanung stellt man fest, okay, man muss ja irgendwie gucken, dass die Leute sich aus dem Weg gehen können und das die Rattenschwänze hinter sich her.
00:05:40 Jennifer Withelm: Sie haben jetzt auch gesagt, keinen Stein auf dem anderen lassen. Jetzt bin ich natürlich neugierig. Wie wird sich denn das Messe Konzept von den vergangenen Veranstaltungen unterscheiden? Was machen Sie anders?
00:05:54 René Naumann Learntec: Abgesehen von den sonnigen Wetteraussichten im Juni, die auf jeden Fall auch natürlich frohen Mutes stimmen lassen… Ich stelle mir schon bildlich vor, wie man auch oben eine Bar haben kann und dort Sonnenliegen im Atrium, dort sich in der badischen Sonne verwöhnen lassen kann, natürlich auch bei den Ausstellern sich informieren und das Rahmenprogramm nicht verpassen. Wie kann man in den Genuss des Lerneffekts kommen, die vielleicht Reisebeschränkungen unterliegen. Mich hatte das jetzt auch getroffen, in Quarantäne. Ein Coronafall in der Kita meiner Tochter, zwei Wochen Quarantäne ist auch mal ein schönes Erlebnis. Da ist es natürlich wichtig, eine Möglichkeit zu schaffen, auch die Lerner ein Stück weit ins Netz zu öffnen und eine virtuelle Teilnahme zu ermöglichen. Das heißt, wir werden die Learntec erstmalig etwas mehr hybrid veranstalten und uns digital weiter öffnen, heißt konkret, wir haben die Möglichkeit, den Kongress in seiner kompletten Breite über die ganzen sechs Stränge, die wir haben, komplett zu streamen. Das heißt, als Konferenzteilnehmer habe ich die Möglichkeit, auch vom heimischen Rechner oder aus dem Büro genauso wie auch vor Ort zusätzlich sich über eine App oder auch über den Rechner die gesamte Konferenz anzuschauen, digital gibt es auch etwas mehr Möglichkeiten. Also beschränkt sich die Learntec nicht rein auf Streaming, sondern ich habe auch viel mehr die Möglichkeit der Interaktion, also sprich klar Fragenstellen. Ich sehe zusätzlich eben auch, und das finde ich sehr, sehr spannend, zum Beispiel eine Teilnehmerliste. Wer schaut sich denn sonst noch so diesen Vortrag gerade an und denke mir, ach, Mensch, die Frau Withelm mit der wollte schon immer mal reden, dann kann ich sie anklicken und sagen, ich hätte jetzt gerne ein Video Interview mit der Frau Withelm und wenn sie das dann bestätigt: Dann hat man sofort die Möglichkeit, leicht in einen Videochat zu machen und so ins Gespräch zu kommen, oder man kann auch schreiben. Ganz normal natürlich. Aber mit diesem Videochat finde ich halt eine sehr nette Sache, weil ich sage mal, so diese diese Coffee break Begegnungen, die man sonst bei Konferenzen hat, die gibt es in der virtuellen Welt noch nicht ganz so. Es gibt schon einige Ansätze, die auch da ja schon ganz gut funktionieren. Aber ich denke man muss einfach schauen, wie kann man es umsetzen, und wie kann man das Erlebnis Messe oder Konferenz auch erweitern? Zusätzlich würde es auch ein match making geben. Was ich suche, kann ich dann eben auch angeboten bekommen, andere Konferenzteilnehmer angeboten zu kriegen, die vielleicht dasselbe suchen, die vielleicht auch gerade im Lernmanagement System in einer großen Firma installieren müssen und sagen: Ha, wollen wir uns vielleicht mal treffen, oder wollen wir uns austauschen? Welche Konferenzprogramme versuchst du denn? Was ich auch richtig toll finde, es wird sozusagen virtuelle Thementische geben, das heißt, wir werden einen bunten Blumenstrauß an tollen Themen gestalten, an virtuellen Themen zwischen, zu dem man sich dazugeben kann und über diese Themen dann auch entsprechend diskutieren kann. Wenn Sie sagen, mein Thema fehlt da noch, dann kann ich das natürlich auch selber eingeben, einen eigenen Thementisch öffnen und dort die Diskussionsrunden starten und mich mit Leuten über verschiedene Themen austauschen, und das finde ich eine sehr einflussreiche Sache, wie man auch sehr interaktiv diese Funktionalitäten nutzen kann, und das ganze passiert parallel im Web, sozusagen über die App. Aber wir haben auch die Möglichkeit, diese Thementische physisch auf der Messe zu haben. Das heißt auch, da können sich dann die Personen dazusetzen und über dieselben Themen diskutieren. Es wird auch die Möglichkeit geben, bei der Messe teilzunehmen. Es wird dann auch virtuelle Rundgänge geben, und auch, ich sage mal, verschiedene Attraktionen, unser future lab, was wir zum Beispiel aufbauen, wo wir so die Neuigkeiten des digitalen Lernens auch erlebbar machen wollen, versuchen, virtuell einzufangen.
00:11:12 Jennifer Withelm: Ich finde es richtig toll, dass sich die Learntec neu erfunden hat angesichts der aktuellen Herausforderungen. Was sind denn vielleicht so die ein, zwei großen Trends, die Sie im Bereich corporate learning und im Bereich der schulischen Lehre momentan wahrnehmen? Da bewegt sich ja auch wahnsinnig viel.
00:11:39 René Naumann Learntec: Die Digitalisierung der Schullehre ist seit März, April exorbitant gestiegen. Also, natürlich gab es schon viele Anbieter auf der Learntec in den letzten Jahren, die auch schon alle Klassenbücher digital angeboten haben. Aber letztendlich hat das ja jetzt auch durch das Bundesförderprogramm, durch den Digitalpakt da entsprechend nochmal einen Zulauf erfahren und gerade jetzt durch den Zwang, eigentlich von zu Hause zu lernen und zu lehren, da nochmal einen Schub erfahren. Ich rede mit manchen Ausstellern, die sagen, es ist einfach schon schwierig, noch genügend Hardware von den Herstellern zu bekommen, weil die einfach am Produktions Maximum sind, dass da wirklich kaum hinterhergekommen wird. Aber schön ist, das dann hier zu sehen, dass dann wirklich auch nachhaltige Konzepte entstehen, dass da so eine Art Community herrscht, wo sich Leute austauschen als auch Schulträger oder auch Lehrer, die sagen: Mensch, ich habe das jetzt so gemacht, und da ist ein Riesen Netzwerk, eine Community, die nach diesen Lösungen sucht, und das wird auch nach wie vor das Credo sein auf der Veranstaltung. Das heißt, wir werden hier viel best practice Beispiele zeigen. Wie kann ich digital lernen und die Lehre umsetzen. Im schulischen Bereich wirklich erst mal so einfache Sachen wie Infrastruktur, wie muss ich denn jetzt mein Netzwerk hier aufbauen? Wie gestalte ich jetzt meinen Physikunterricht oder sowas, auch mit virtuellen Hilfsmitteln? Das ist dann teilweise noch ein langer Weg. Ähnlich wie im Corporate Bereich, da haben wir ganz klar das Thema new work, kollaborative Lernszenarien, für uns ein sehr, sehr wichtiges Thema. Klar auch, wie lerne ich im Homeoffice. Distance Learning hat jetzt eine ganz neue Bedeutung, wenn ich jetzt daran denke, wie viele Firmen jetzt ihre Mitarbeiter ins Homeoffice schicken, und ich sage mal, das ist ein sehr breites Spektrum, und ansonsten, ich sag mal so, die Trends, ich glaube, da erzähle ich auch nicht viel Neues. Ich glaube, da ist auch seit drei, vier Jahren Adaptive Learning der Renner. Ich bin der Überzeugung, dass man wirklich mit adaptiven Lernwegen und individuellen Lernenpfaden auf den Nutzer spezifisch heruntergebrochen, da noch mal weitere Lernerfolge erzielt. Also sprich, wenn dann wirklich auf jeden individuell eingegangen wird, okay, du lernst vielleicht am besten, weil du visuell lernst, ist der Weg für dich der beste, um das Ziel zu erreichen, dann funktioniert das, oder diese Amazon oder Google Varianten. 50 Lerner, die dasselbe Lernziel hatten, die haben das am besten kapiert. Damit finde ich interessante Wege. Also die Learnings: Der erste Meilenstein im Projekt ist die künstliche Intelligenz. Wenn am Ende eine künstliche Intelligenz dahintersteckt… künstliche Intelligenz - da kann man sich immer drüber streiten, ist es wirklich Intelligenz oder nur programmierte Pfade. Aber ich glaube da gibt es auf jeden Fall schon sehr interessante Ansätze und auch einige Umsetzungen von individuellen Training Chatbots. Unsere Startups finde ich immer interessant, weil einfach mal frisches Blut reinkommt, viele neue Ideen, wo man danach sagt, Mensch, warum ist dann noch keiner vorher draufgekommen? Auch dort wird es einen Themenbereich geben mit einem dreitägigen Vortragsprogramm, wo dann auch die Start-ups pitchen können und ihre Projekte dann entsprechend auch vorstellen können. Da kann man ein bisschen Pionier Luft schnuppern. Da liegt so was in der Luft, diese jungen, dynamischen Ideen, kreative Leute…
00:16:40 Jennifer Withelm: Herr Naumann, jetzt haben Sie sich natürlich auch in Ihrem Team viele Gedanken gemacht, wie die Sicherheit für die Besucher sichergestellt werden kann. Was haben Ssie sich denn in Sachen Hygiene und Schutz Konzept überlegt?
00:16:58 René Naumann Learntec: Natürlich gibt es halt die Überlegungen auch seitens der Gesundheitsämter und der Behörden. Es gibt speziell auch eine Corona Verordnung für die Durchführung von Messen im Land Baden Württemberg, die auch schon eine Vielzahl an Maßnahmen vorschreibt, ganz klar, wie es auch im Handel ist oder wie es eigentlich jetzt jeder schon lebt. Im Moment natürlich werden wir eine Maskenpflicht haben innerhalb der Messehallen. Wir werden natürlich auch sehen, dass Abstand halten möglich ist. Das heißt, es ist eine Vorgabe an uns, sozusagen genügend Platz und Freiraum zu schaffen, dass der Abstand auch eingehalten werden kann. Einhergeht natürlich auch, dass wir eine Kapazitätsbeschränkung haben und nicht mehr Menschen in eine Halle lassen können, natürlich als dass die dann Abstand halten könnten. Und wir hatten ja schon vor Corona uns entschieden, die dritte Messehalle zu öffnen, um das in dem Themenbereich der Digitalisierung in der Schulbildung eine eigene Plattform zu bieten und einmal gegenüber in unserer Arena, die Messehalle vier, bei uns einziehen zu lassen. Und so können wir jetzt natürlich auch die Gangbreiten verbreitern. Wir können uns breiter aufstellen und ein bisschen aus dem Weg gehen beim Netzwerken, im positiven Sinne gemeint, und natürlich auch Hygiene ganz klar ist, ist ein großes Thema. Wir haben um die 600 Hygienespender überall aufgestellt. Wir werden viele Handwaschmöglichkeiten schaffen. Jeder Besuch ist registriert, also auch eine Nachverfolgbarkeit, aber auch dann die Möglichkeit, dann nochmal an den Messeständen, wo ich vielleicht länger war, oder auch im Restaurant Bereich, dass man sich ein- und auschecken kann um dort eine gewisse Nachverfolgung zu haben. Das sind alles Maßnahmen, die eigentlich diese Anforderungen der Corona Verordnung schon übersteigen. Vielleicht kann man auch hoffen, jetzt aktuell, jetzt in der, in der jetzigen Zeit, steht ja dann doch vielleicht einen Impfstoff aus und lässt vielleicht hoffen, dass die eine oder andere Chance dann zu Infektionen noch weiter minimiert werden kann.
00:19:11 Jennifer Withelm: Ja, hoffen wir auch alle mal, dass das irgendwann mal wieder vorbei ist. Ich würde mich sehr freuen, wenn Ihr meinen YouTube Kanal abonniert: „Lernen in geil" oder schaut auch sehr gerne auf den Podcast Plattformen vorbei, bei Google, Apple, Spotify oder Amazon und gerne auch auf meiner Homepage www.lerneningeil.de